Verlustangst in Beziehungen: Ursachen verstehen und lösen
Ein traumasensibler Weg für den Umgang mit Verlustangst in Beziehungen
Lesezeit: 5-6 Minuten
Alexander Mereien
Paar- und Sexualtherapeut
Gründer von Relatao.de
Autor:
Beitrag erstellt:
Kennst du das Gefühl, dass du deinen Partner oder deine Partnerin verlieren könntest? Vielleicht merkst du, wie dich diese Verlustangst immer wieder in den unterschiedlichsten Momenten einholt. Sie kann leise sein, wie ein ungutes Gefühl im Hintergrund. Oder sie kann laut werden – in Form von Eifersucht, Kontrolle oder der ständigen Sorge, nicht genug zu sein.
Verlustängste in Beziehungen sind weit verbreitet, aber nur wenige sprechen darüber. Sie haben oft tiefe Wurzeln in früheren Erfahrungen, und sie können Beziehungen belasten. Doch das Gute ist: Es gibt Wege, diese Ängste zu verstehen und zu bewältigen.
“Es ist nicht die Liebe, die uns verletzt, sondern die Angst, sie zu verlieren.”
Unbekannt
Verlustängste besser verstehen
Bindungserfahrungen in der Kindheit
Unsere frühen Bindungserfahrungen prägen, wie wir Beziehungen heute erleben. Wenn du als Kind Unsicherheit oder emotionale Vernachlässigung erfahren hast, kann das Spuren hinterlassen.
Vielleicht hattest du das Gefühl, dass du um Liebe kämpfen musstest. Oder du hast gelernt, dass Nähe schnell wieder weg sein kann. Diese Erfahrungen können dazu führen, dass Verlustängste später in Beziehungen wieder auftauchen.
Trauma und das Nervensystem
Trauma ist nicht nur ein Ereignis, sondern etwas, das unser Körper speichert. Menschen mit Verlustängsten erleben oft eine Art innere Alarmbereitschaft:
- Gedanken wie „Was, wenn ich nicht gut genug bin?“ oder „Was, wenn sie/er mich verlässt?“ können stark präsent sein.
- Diese Ängste spiegeln sich auch körperlich wider – in Anspannung, Unruhe oder einem Gefühl der Beklemmung.
Das innere Kind: Alte Wunden, die noch schmerzen
Vielleicht hast du manchmal das Gefühl, dass deine Verlustängste übertrieben sind oder nicht zu der aktuellen Situation passen. Das liegt oft daran, dass alte, ungelöste Wunden aus der Vergangenheit eine Rolle spielen. Dein inneres Kind meldet sich – es sucht nach Sicherheit und Liebe, die damals gefehlt haben.
PRAXISBEISPIEL
Marias Weg aus der Verlustangst
Maria (34) kam zu uns in die Paartherapie, weil sie zunehmend unter Verlustängsten litt. Sie hatte das Gefühl, ständig um die Aufmerksamkeit ihres Partners kämpfen zu müssen. Wenn er sich mal länger nicht meldete oder mit Freunden unterwegs war, fühlte sie sich übergangen und wertlos.
Im Gespräch stellte sich heraus, dass Maria in ihrer Kindheit oft allein war, weil ihre Eltern viel arbeiteten. Sie hatte früh gelernt, ihre Bedürfnisse zurückzustellen, und erlebte die wenigen Momente der Zuwendung als besonders wertvoll – und selten. Diese Erfahrungen prägten ihre Verlustangst.
In der Therapie arbeiteten wir zunächst daran, dass Maria die Verbindung zu ihrem „inneren Kind“ herstellte. Sie lernte, die alten Wunden zu erkennen und sich selbst zu trösten, anstatt diese Sicherheit nur von ihrem Partner zu erwarten. Mithilfe von einigen Techniken aus dem Somatic Experiencing hat sie gelernt, ihr Nervensystem zu beruhigen, wenn die Ängste zu groß wurden.
Nach einigen Sitzungen berichtete Maria, dass sie sich zunehmend sicherer fühlte – sowohl in ihrer Beziehung als auch in sich selbst. Ihr Partner bemerkte die Veränderung und die beiden begannen, offener über ihre Gefühle zu sprechen.
Wie Verlustängste die Beziehung beeinflussen
Typische Muster in Beziehungen
Verlustängste können sich auf verschiedene Weisen zeigen:
-
Eifersucht und Kontrolle
Du hast das Bedürfnis, alles im Blick zu behalten, weil du dich sonst unsicher fühlst. -
Klammern oder Rückzug
Manchmal suchst du verzweifelt nach Nähe, manchmal ziehst du dich aus Angst vor Verletzungen zurück. -
Selbstaufgabe
Du stellst deine eigenen Bedürfnisse hinten an, um die Beziehung um jeden Preis zu erhalten.
Diese Dynamiken können eine Beziehung belasten, aber sie bieten auch die Chance, gemeinsam daran zu arbeiten.
Monogamie und Verlustängste
Unsere kulturellen Vorstellungen von Monogamie – dass eine Beziehung nur dann „richtig“ ist, wenn sie exklusiv ist – können Verlustängste verstärken. Die Frage ist, ob das für Dich tatsächlich so stimmig ist.
Was du tun kannst, um Verlustängste zu bewältigen
Übungen, die dir helfen können
-
Atemübung zur Beruhigung
Atme tief ein und aus. Konzentriere dich darauf, wie sich dein Bauch hebt und senkt. Das hilft, dein Nervensystem zu beruhigen. -
Erdung im Moment
Spüre deine Füße auf dem Boden. Drücke sie fest in den Boden und stelle dir vor, wie du verwurzelt wirst. -
Trigger bewusst wahrnehmen
Schreibe Situationen auf, in denen Verlustängste bei dir hochkommen. Welche Gedanken oder Gefühle treten dabei auf?
Gemeinsam an der Beziehung arbeiten
Wenn Verlustängste auftreten, können offene Gespräche mit deinem Partner oder deiner Partnerin helfen. Dabei ist es wichtig, dass ihr euch gegenseitig zuhört, ohne zu bewerten. Eine traumasensible Paartherapie kann euch unterstützen, besser miteinander umzugehen und alte Verletzungen zu heilen.
Fazit: Mit Verlustängsten umgehen lernen
Verlustängste müssen kein Hindernis bleiben. Sie sind ein Zeichen dafür, dass du nach Sicherheit suchst – und diese Sicherheit kannst du Schritt für Schritt in dir und in deiner Beziehung aufbauen.
Unsere Einladung an dich
Wir helfen dir und deinem Partner oder deiner Partnerin, alte Wunden zu verstehen und einen neuen Umgang miteinander zu finden. Buche hier dein kostenloses Infogespräch.
FAQ
Häufig gestelle Fragen zu Boderline-Beziehungen
Verlustängste können sich auf unterschiedliche Weise zeigen. Häufige Anzeichen sind:
- Eifersucht oder der Wunsch, den Partner zu kontrollieren.
- Ständige Bestätigungssuche („Liebst du mich wirklich?“).
- Angst vor Trennungen, auch wenn es keinen konkreten Grund dafür gibt.
- Das Gefühl, nie genug für den Partner zu sein.
- Rückzug oder emotionale Abhängigkeit, um Verletzungen zu vermeiden.
Verlustängste haben oft ihren Ursprung in der Kindheit oder in früheren Beziehungserfahrungen:
- Unsichere Bindungserfahrungen mit Eltern oder Bezugspersonen.
- Traumatische Erlebnisse wie Trennungen, Verlust oder Vernachlässigung.
- Schlechte Erfahrungen in vorherigen Partnerschaften, z. B. Untreue.
Verlustängste können zu unausgeglichenen Dynamiken führen:
- Ein Partner klammert, während der andere sich unter Druck gesetzt fühlt.
- Missverständnisse und Konflikte nehmen zu, weil die Ängste unausgesprochen bleiben.
- Der ängstliche Partner gibt seine eigenen Bedürfnisse auf, um die Beziehung „zu retten“.
Mit Offenheit und Unterstützung können diese Muster durchbrochen werden.
Wichtig ist, zu erkennen, dass die Verlustangst meist nicht real ist. Sie wird durch bestimmte Trigger ausgelöst und “verselbständigt” sich dann. In solchen Momenten können kurzfristig Atem- und Erdungsübungen helfen. Sie können in angstvollen Momenten helfen, das Nervensystem zu beruhigen.
Langfristig ist es jedoch hilfreich, an den Ursachen zu arbeiten.
- Selbstfürsorge: Baue Selbstvertrauen auf, indem du dich auf deine eigenen Bedürfnisse konzentrierst.
- Trigger erkennen: Achte darauf, welche Situationen deine Verlustangst auslösen, und finde neue Wege, darauf zu reagieren.
- Professionelle Unterstützung: Eine traumasensible Paartherapie oder Einzeltherapie kann dir helfen, die Wurzeln deiner Ängste zu erkennen und sie zu bearbeiten.
Wenn dein Partner von Verlustängsten betroffen ist, kannst du ihn unterstützen:
- Sei geduldig und verständnisvoll, ohne seine Ängste zu bewerten.
- Kommuniziere offen und ehrlich über deine Gefühle und Bedürfnisse.
- Biete an, gemeinsam an der Beziehung zu arbeiten, z. B. durch Paartherapie.
Denke aber auch daran, dass du nicht die alleinige Verantwortung für seine Heilung trägst.
Nein, Verlustangst sagt nichts über die Qualität der Beziehung aus. Sie ist vielmehr ein Hinweis auf ungelöste innere Konflikte, die durch die Partnerschaft sichtbar werden. Mit Verständnis, Achtsamkeit und gegebenenfalls professioneller Begleitung kann die Beziehung sogar gestärkt werden.
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