Wenn die Beziehung krank macht –
und was du tun kannst
Achte auf Deinen Körper. Er sagt Dir viel über Deine Beziehung.
Lesezeit: 7-8 Minuten
Autor:
Alexander Mereien
Paar- und Sexualtherapeut
Gründer von Relatao.de
Beitrag erstellt:
Als Paartherapeut erlebe ich immer wieder, wie sehr uns Beziehungen prägen – im Positiven wie im Negativen. Eine Partnerschaft kann Halt, Nähe und Unterstützung geben, sie kann aber auch zur Belastung werden und unser emotionales wie körperliches Wohlbefinden beeinträchtigen. Vielleicht hast du selbst schon gespürt, dass du in deiner Beziehung nicht mehr richtig zur Ruhe kommst, dass du dich erschöpft, gestresst oder sogar krank fühlst.
Doch woran liegt das? Und vor allem: Was kannst du tun, wenn du merkst, dass deine Beziehung dich belastet? Lass uns gemeinsam einen genaueren Blick darauf werfen.
Manchmal ist die stärkste Medizin, sich von negativen Einflüssen zu distanzieren.
Unbekannt
Woran erkennst du, dass deine Beziehung dich krank macht?
Es beginnt oft schleichend. Vielleicht bemerkst du, dass du häufiger erschöpft bist, schlecht schläfst oder anfälliger für Krankheiten wirst. Auch emotionale Anzeichen wie eine innere Unruhe, Stimmungsschwankungen oder das Gefühl von Einsamkeit trotz Nähe können erste Warnsignale sein.
Hier ein paar typische Situationen, die dir bekannt vorkommen könnten:
- Du fühlst dich ständig kritisiert oder abgewertet, egal, was du tust.
- Ihr streitet häufig, und selbst nach der Versöhnung bleibt ein ungutes Gefühl zurück.
- Dein Partner oder deine Partnerin ist emotional distanziert, und du fühlst dich nicht gesehen oder gehört.
- Deine Bedürfnisse, auch in der Sexualität, werden ignoriert oder abgewertet.
- Du hast das Gefühl, ständig auf der Hut zu sein, um Streit oder Ärger zu vermeiden.
Wenn du dich in einigen dieser Punkte wiedererkennst, bist du nicht allein. Viele Menschen merken erst spät, wie stark belastende Beziehungsmuster auf ihre Gesundheit wirken.
Wie können solche Dynamiken deine Gesundheit beeinflussen?
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Körperliche Beschwerden
Magenprobleme, Schlafstörungen, Kopfschmerzen oder ein geschwächtes Immunsystem können die Folge sein. -
Psychische Auswirkungen
Ständige Konflikte oder emotionale Vernachlässigung können Angstzustände, Depressionen oder ein geringes Selbstwertgefühl auslösen. -
Auswirkungen auf die Sexualität
Wenn die Verbindung zu deinem Partner belastet ist, leidet oft auch die Intimität. Vielleicht spürst du weniger Lust oder fühlst dich sogar unwohl bei körperlicher Nähe.
PRAXISBEISPIEL
Ein Paar kam zu mir, weil sie seit Monaten keine körperliche Nähe mehr hatten. Beide fühlten sich verletzt und unverstanden, aber keiner traute sich, den ersten Schritt zu machen. Die Belastung war so groß, dass sie anfingen, sich voneinander zurückzuziehen – emotional und körperlich. Der Mann berichtete sogar von anhaltenden Rückenschmerzen, die er nie hatte, bevor die Beziehung in eine Krise geriet.
Woher kommen diese Muster?
Häufig liegen die Ursachen in alten Verletzungen, die in der Partnerschaft reaktiviert werden. Vielleicht hast du in der Vergangenheit erlebt, nicht genug zu sein, abgelehnt zu werden oder ständig um Anerkennung kämpfen zu müssen. In einer belastenden Beziehung können diese alten Wunden wieder aufbrechen.
Auch dein Partner bringt seine eigenen Erfahrungen mit. Wenn diese unbewusst bleiben, können sie sich in der Dynamik zwischen euch verstärken. Ein Beispiel: Wenn dein Partner sich schnell zurückzieht, weil er Nähe als bedrängend empfindet, könntest du dich dadurch abgelehnt fühlen und umso mehr klammern. Solche Muster sind oft schwer zu durchbrechen, weil sie tief in uns verwurzelt sind.
Was kannst du tun, wenn du dich krank fühlst?
Zunächst einmal: Es ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Stärke, wenn du dir eingestehst, dass dich deine Beziehung belastet. Der erste Schritt ist, die Dynamiken zu erkennen und zu verstehen.
SCHRITT 1
Werde dir deiner eigenen Bedürfnisse bewusst
Nimm dir Zeit, um herauszufinden, was dir fehlt. Ist es mehr Wertschätzung? Mehr Nähe? Mehr Freiraum? Nur wenn du weißt, was du brauchst, kannst du es auch kommunizieren.
SCHRITT 2
Sprich mit deinem Partner
Trau dich, deine Gefühle offen anzusprechen – ohne Vorwürfe, sondern mit Ich-Botschaften. Statt „Du bist immer so distanziert“ könntest du sagen: „Ich merke, dass ich mich in letzter Zeit oft allein fühle und mir mehr Nähe von dir wünsche.“
SCHRITT 3
Achte auf deinen Körper
Dein Körper sendet dir oft deutliche Signale, wenn etwas nicht stimmt. Nimm diese Warnzeichen ernst. Vielleicht merkst du, dass du nach einem Streit mit deinem Partner oft Magenprobleme hast oder schlechter schläfst. Solche Beschwerden können Hinweise darauf sein, dass du für dich sorgen solltest.
SCHRITT 4
Suche professionelle Unterstützung
Manche Muster lassen sich schwer allein durchbrechen. Eine Paartherapie kann helfen, alte Wunden zu heilen und neue Wege im Umgang miteinander zu finden. Dabei lege ich in meiner Arbeit großen Wert auf einen traumasensiblen Ansatz: Es geht nicht darum, Schuld zu verteilen, sondern darum, euch beiden Raum für eure Verletzungen und Bedürfnisse zu geben.
PRAXISBEISPIEL
Eine Frau kam zu mir, weil sie sich in ihrer Beziehung zunehmend erschöpft fühlte. Ihr Partner war sehr kontrollierend und ließ ihr kaum Freiraum. Im Laufe der Therapie stellten wir fest, dass sie sich schon in ihrer Kindheit oft anpassen musste, um Streit zu vermeiden. Diese Dynamik wiederholte sich nun in der Beziehung. Als sie lernte, ihre Grenzen klarer zu kommunizieren, änderte sich auch das Verhalten ihres Partners.
Wie könnt ihr als Paar wieder zueinanderfinden?
Eine belastete Beziehung bedeutet nicht, dass alles verloren ist. Mit Achtsamkeit und Offenheit könnt ihr wieder eine Verbindung herstellen, die euch stärkt, statt euch zu schwächen:
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Gemeinsame Rituale schaffen
Zum Beispiel regelmäßige Gespräche, in denen ihr euch bewusst Zeit füreinander nehmt. -
Intimität neu entdecken
Gebt euch Zeit und Raum, körperliche Nähe wieder aufzubauen – ohne Druck, sondern in eurem Tempo. -
Alte Verletzungen heilen
Indem ihr euch gegenseitig zuhört und Verständnis füreinander entwickelt, könnt ihr alte Wunden nach und nach schließen.
Fazit: Es gibt einen Weg raus
Wenn du das Gefühl hast, dass deine Beziehung dich krank macht, bist du nicht allein. Es ist möglich, aus belastenden Mustern auszubrechen und eine Beziehung zu gestalten, die euch beide stärkt. Du musst diesen Weg nicht allein gehen – manchmal reicht ein kleiner Schritt, wie ein Gespräch mit deinem Partner oder die Unterstützung durch einen Therapeuten, um neue Perspektiven zu entdecken.
Deine Gesundheit und dein Wohlbefinden sind wichtig. Und du hast es verdient, in einer Beziehung zu leben, die dich nährt und nicht schwächt. Wenn du den ersten Schritt machen möchtest, bin ich gerne für euch da.
FAQ
Häufig gestelle Fragen zum Thema
Erste Anzeichen können körperliche Beschwerden wie Schlafstörungen oder Magenprobleme sein. Psychisch können Gefühle von Erschöpfung, Unruhe oder Einsamkeit darauf hinweisen, dass die Beziehung belastet. Es ist nicht immer leicht zu erkennen, dass die Symptome von der Beziehung kommen. Manchmal können das auch andere Faktoren auslösen, wie zum Beispiel Stress auf der Arbeit. In den meisten Fällen können das unsere Klienten recht genau zuordnen. Im Zweifel kannst Du gerne auf uns zukommen.
Belastungen in der Partnerschaft können die Intimität beeinträchtigen, etwa durch mangelnde Lust, ein Gefühl von Ablehnung oder Unwohlsein bei körperlicher Nähe. Achte genau auf die Signale Deines Körpers und nimm möglichst frühzeitb Unterstützung in Anspruch. Solche Themen können sich leicht verselbständigen und in eine Abwärtsspirale innerhalb der Beziehung führen.
Werde dir deiner Bedürfnisse bewusst und sprich mit deinem Partner offen darüber. Doch Achtung: Im ersten Monet können solche Gespräche Angst bei Deinem Partner / Deiner Partnerin auslösen. Sie kann auf den Gedanken kommen, dass sie an dem Zustand schuld ist. Bleib dann bei Dir uns sprich unbedingt aus der Ich-Perspektive. Und suche bei Bedarf professionelle Unterstützung, zum Beispiel durch Paartherapie.
Weiterführende Infos: Unser methodischer Ansatz
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